Der Bardo-Chor

Direkt zum Seiteninhalt
Erfahrungen
Etwas von Mozart
Eine Dame, die letztes Mal ganz friedlich versucht hat mitzusingen, hat heute noch während des ersten Dona nobis pacem lautstark darum gebeten, dass wir aufhören. Sie wollte etwas von Mozart.
Bei Frau F. waren wir heute zum dritten Mal. Sie ist völlig ans Bett gefesselt, kann nicht sehr gut sprechen und ihre Hände nur sehr eingeschränkt benutzen. Geistig ist sie fit. Also können wir sie nach ein bis zwei Mantren fragen, ob sie sich etwas wünsche. Ja, bitte ein kölsches Lied!
Gut ist es wo wir waren
Am 26.12. habe ich meine erste Sterbebegleitungserfahrung mit Liedern  des Herzens gemacht. Ein Freund, der schon seit  ein paar Jahren an Krebs erkrankt war hatte sich zum Ziel gesetzt, seinen Geburtstag mit nahen Freunden zuhause nochmals erleben zu  dürfen. Er war noch "da" als wir kamen und hatte die Augen geöffnet. Als wir für ihn "Gut ist es wo wir waren" sangen - sehr leise und intensiv - ist er dann gestorben; leicht und mit  harmonischer Aura. Alle waren sehr bewegt und seine Frau sehr dankbar!
Kleine Berichte aus dem Singen im Altenheim
Wir werden dort ja immer zu ausgesuchten Bewohnerinnen geschickt. So kommen wir in das Zimmer von Frau X., stellen uns vor und sie sagt sofort, dass sie nicht möchte, dass wir für sie singen. Aber ihre Nachbarin sagt laut "Schade". So bieten wir ihr an, für sie zu singen. Sie traut sich kaum zuzustimmen und will auch nur ein Lied hören. Beim Singen verkriecht sie sich halb unter ihre Bettdecke, aber ihre Augen leuchten, und sie will dann auch noch ein zweites Lied hören.
In der Advents- und Weihnachtszeit haben wir vorwiegend bekannte Weihnachtslieder gesungen und dabei viele Emotionen geweckt. Frau F. erinnert sich, dass sie ein Lied im Krieg gesungen haben, Frau O. weint und läßt ihren Mann grüßen, der nicht mehr lebt. Frau N. hat schon viele geistige Fähigkeiten verloren, singt aber freudig die ersten Strophen der Lieder mit.
Es berührt mich jedes Mal sehr, wie die Menschen in diesem Heim ihr Leben in Einschränkung geduldig annehmen. Und wie sie unser Singen als Geschenk dankbar empfangen. So fühle ich mich beschenkt.
Singen am Bett in einem Altenpflegeheim in München
An der Wand in der Empfangshalle vom Altenheim hing ein Wochenprogramm, auf dem man lesen konnte, dass Bardo SängerInnen am Dienstag  kommen werden.
Unsere Ansprechpartnerin im Haus hat uns zu einer neuen Dame hingeführt, Frau W.,  98 Jahre alt, erst seit zwei Wochen im Altenheim. Sie war so dankbar und erfreut,  als wir sangen, sie applaudierte am Ende jeden Liedes und als wir uns  verabschiedeten, reichte sie uns die Hand. Wir waren richtig berührt, so schön,  wie sie so empfänglich war.
Danach gingen wir zu "unseren" vier Damen: alle Vier wollten wieder besungen werden. Es war ein sehr inniges Singen. Frau R. hatte so wenig Kraft aber sie lauschte und wollte  weiter besungen werden. Bei Frau P. ging es wieder mehr um die  Volkslieder!
Ich habe mich mit unserer kleinen Gruppe sehr wohl gefühlt und das leise und langsame Singen  fiel uns nicht schwer. Die Damen haben die Lieder so eingesaugt, eine reine  Freude für uns und auch eine schöne Ermutigung, weiter in diesem Sinne zu  singen. Am Ende jedes Liedes war Platz für Stille.
(Vadan)
Berichte der Teilnehmer/innen eines ersten Besingens in Erlangen:
"Wir hatten vereinbart (und es dann auch so gemacht) dass wir uns vorab treffen um uns kurz einzusingen und still zu meditieren. Die Dame, die wir besuchten, leidet unter einer schweren chronisch degenerativen Krankheit und wir waren durch ihren Ehemann eingeladen. Wir sangen in einer sehr ruhigen und innigen Atmosphäre fünf Stücke und die Betreuerin der Dame bestätigte uns, dass unser Singen bei der Kranken ankam. Ihr Ehemann lud uns als Dank anschliessend noch in den sonnigen Garten ein, wo wir etwas über die unheilbare Krankheit erfuhren. Danach haben wir uns unter uns noch über Erfahrungen und Erlebnisse ausgetauscht."
"Bin froh, dass unser erstes Besingen so ein schönes Geschenk "von oben" war. Die Atmosphäre war leicht und voller Freundlichkeit. So konnten wir gut im aufmerksamen Besingen und dazwischen in der Stille verweilen. Nichts trieb uns. Von der Dame schien es als dass sie mitsingen wollte, was die Pflegekraft bestätigte und uns sehr freute. Ich hatte das Gefühl, wir alle im Raum wurden getragen. Alles in Allem Danke.”
“Das Besingen eines schwerkranken Menschen habe ich als bereichernd empfunden. Vor allem auch zu sehen, wie sie zu Hause lebt, wie ihr Ehemann und die Pflegerin mit ihr umgingen und was sie, aus ihrem Leben früher und jetzt, erzählt haben, hat mich sehr berührt. Das Singen selbst und unsere Gruppe habe ich als harmonisch, ruhig (auch wenn wir vielleicht alle etwas aufgeregt waren) und konzentriert erlebt. Unter der guten Anleitung hat alles gut geklappt. Für mich war es wichtig, beim Singen in irgendeiner Weise in Verbindung zu gehen mit der Besungenen. Obwohl sie nicht reden konnte, kaum Mimik hatte und die Augenlider nicht öffnen konnte, spürte ich eine Verbindung, ein Mitgefühl ohne Mitzuleiden . Singen verbindet. Und nicht zu vergessen, die Vor- und Nacharbeit fand ich sehr schön und wichtig. Vorher Meditation und Einsingen. Danach über die eigenen Erfahrungen reden.”
“Ich war sehr gespannt auf unseren ersten Sing-Einsatz. Maria, die die Leitung übernahm war eine großartige Stütze für uns. Durch ihre sehr liebvolle Führung wurden wir von einer Ruhe getragen, die jegliches Aufgeregt-Sein aufzulösen schien. Was ich als sehr wichtig und grundlegend für mich empfand, war die gemeinsame Einstimmung, das zu Ruhe kommen, raus aus der Schnelligkeit unseres Alltags, hin zu einer innerlichen Ruhe und Entschleunigung vor dem Einsatz. Diese Ruhe in mir zu bewahren und noch zu vergrößern, konnte ich dadurch, dass ich den Weg zum Einsatzort bewusst lief: ganz bei mir, ohne jeglichen verbalen Austausch mit anderen auf dem Weg dorthin und mit bewusst langsamen und achtsamen Schritten.”
Es gab nichts anderes zu tun.
"Vor ein paar Wochen war ich das erste Mal auf einer Palliativstation. Meine Freundin S. konnte nicht mehr sprechen. Aber noch ein wenig hören. An ihrem Atem merkte ich, dass sie mir etwas sagen möchte. Ich war ehrfürchtig. Und fing das Singen an: Dies ist mein Gebet für Frieden.... Das Lied beseelte sie und mich. Es gab nichts anderes zu tun. Wie erfrischt verabschiedete ich mich mit lauten klaren Worten. Sie öffnete die Augen. Ein Gewitter zog auf. Ich ging. Zwei Tage später ging sie ins Licht. Sie war eine Visionärin, mit Hildegard von Bingen verbunden. Die Erfahrung ist sehr kostbar für mich." (Gerlinde)
Zurück zum Seiteninhalt